„Querdenker“-Ikone Sucharit Bhakdi vom Vorwurf der Volksverhetzung freigesprochen
Der Angeklagte Sucharit Bhakdi sitzt vor Beginn eines Prozesses wegen Volksverhetzung im Gerichtssaal.
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Plön. Der Mediziner und Autor Sucharit Bhakdi ist vom Vorwurf der Volksverhetzung freigesprochen worden. Das Amtsgericht im schleswig-holsteinischen Plön bewertete Reden des Angeklagten während der Corona-Pandemie in seinem Urteil am Dienstag als nicht strafbar.
Die Generalstaatsanwaltschaft hatte Bhakdi Volksverhetzung in zwei Fällen vorgeworfen. Demnach sollte Bhakdi im April 2021 im Zusammenhang mit heftiger Kritik an der Impfpolitik Israels auch gegenüber in Deutschland lebenden Jüdinnen und Juden zum Hass aufgestachelt und diese als religiöse Gruppe böswillig verächtlich gemacht haben.
Der Richter sagte in seiner Begründung, bei mehrdeutigen Aussagen müssten auch andere Deutungen berücksichtigt werden. Es sei nicht vollständig auszuschließen, dass Bhakdi mit seinen Äußerungen nur die israelische Regierung und nicht das Volk meinte. Die Vertreterin der Generalstaatsanwaltschaft kündigte Rechtsmittel an.
Solidaritätsbekundungen mit Bhakdi
Der pensionierte Professor für Mikrobiologie gilt als Ikone der „Querdenker“-Bewegung. In seinen Bestseller-Büchern zur Pandemie, in Interviews und Reden verbreitete er mehrfach Corona-Falschinformationen. Die Universitäten in Mainz und Kiel, an denen er früher arbeitete, haben sich von Bhakdis Äußerungen distanziert. Vor dem Gerichtsgebäude versammelten sich bereits am frühen Morgen immer mehr Anhänger Bhakdis.
Anhängerinnen des Angeklagten Sucharit Bhakdi stehen mit umgehängten roten Pappherzen vor Prozessbeginn vor dem Gerichtsgebäude.
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Bis zum Beginn des Prozesses waren es mehr als 300 Menschen, die mit Transparenten ihre Solidarität mit dem Angeklagten ausdrückten. „Wer die Wahrheit sagt, wird angeklagt“, war unter anderem zu lesen. Andere schrieben „Danke Sucharit Bhakdi“ auf ihr Banner und malten ein rotes Herz daneben. Der 76 Jahre alte Angeklagte kam mit einem Elektro-Klapprad angefahren und wurde von seinen Anhängern mit Applaus und Jubel begrüßt.
Die Polizei setzte rund 50 Beamte ein, um für einen geregelten Ablauf zu sorgen. Auch die Justiz verstärkte ihr Personal. Platz im Gericht gab es nur für knapp zwei Dutzend Journalisten und 21 Zuschauer. Wer keinen Einlass fand, stand buchstäblich im Regen.
RND/dpa