Der neue Mini Cooper SE: jede Menge Fahrspaß – nun mit chinesischem Unterbau
Unser Autor Michael Specht posiert zwischen einem alten Mini und dem neuen Mini Cooper SE, hier noch im „Tarnmantel“.
© Quelle: Bernhard Filser
Ein Mini „Made in China“. So manche Fans des britischen Kultautos dürfte bei diesem Gedanken nicht gerade warm ums Herz werden, einige von ihnen mögen der BMW-Marke vielleicht sogar den Rücken kehren. Doch dieses Risiko geht Mini gerne ein. Denn den meisten Kunden ist es letztlich egal, wo ihr Auto entwickelt oder gebaut wurde, wenn ihnen der Händler die Schlüssel überreicht.
BMW, die Mutter von Mini, hat sich bei der Neuauflage des kleinen Lifestyle-Flitzers für einen recht ungewöhnlichen Weg entschieden. Der neue, dreitürige Mini, intern F66 genannt, steht auf zwei unterschiedlichen Architekturen. Während die Verbrennerversion auf der sogenannten F5X-NG-Plattform basiert und in England gebaut wird, steckt unter dem elektrischen Mini eine zusammen mit GWM (Great Wall Motors) ausschließlich für den Stromantrieb entwickelte Plattform, die J01. Great Wall Motors wiederum baut auf der J01 den Ora Cat, setzt bei seinem Kompaktmodell ebenfalls auf Emotionalität und Kuscheldesign (Kulleraugen-Front). Allerdings versichert BMW, dass wichtige Fahrwerkskomponenten nicht gleich seien, weil der Mini unbedingt seine charakteristischen Go-Kart-Charakter behalten soll.
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Im Design nur evolutionär weiterentwickelt
Erfreulicherweise wuchs die neue Generation des Mini entgegen den üblichen Gepflogenheiten nicht. Der knuffige Dreitürer geriet sogar ein paar Zentimeter kürzer. Zusammen mit den großen 18-Zoll-Rädern entstehen so äußerst knackige Proportionen. Sie sind auch unter der bunten Tarnfolie gut auszumachen. Ebenso, dass der Mini im Design nur eine evolutionäre Weiterentwicklung ist. Vermutlich hätten Passanten gar nichts bemerkt, wären wir ungetarnt mit ihm unterwegs gewesen.
Mini hält an der knuffigen Frontansicht mit Kulleraugen fest.
© Quelle: Bernhard Filser
Ein wirklicher Unterschied macht sich dagegen beim Fahren bemerkbar. Der Mini „Made in China“ bringt so viel Spaß, dass man gar nicht wieder aussteigen möchte. Lenkung, Fahrwerk und Bremsen sind hervorragend abgestimmt, wieselflink räubert das Auto um die Kurven und, sollte es einmal zu forsch Richtung Grenzbereich (Untersteuern) gehen, erfolgt ein gezielter elektronischer Bremseingriff, um den Wagen wieder zum Eindrehen zu bewegen. Gut gelöst haben die Ingenieure auch die Rekuperation (Stromgewinnung im Schubbetrieb oder beim Bremsen). Für das One-Pedal-Driving gibt es einen B-Modus, außerdem erstmalig eine adaptive Regelung. Sie richtet sich nach aktuellen Verkehrssituation und erhält ihre Daten aus Navigation und der Videokamera hinter der Frontscheibe.
Mit der großen Batterie bis zu 400 Kilometer Reichweite
Großen Anteil an der Fahrfreude hat natürlich der Antrieb selbst. Kein Wunder, schon im Cooper E, dem Basismodell, leistet der E-Motor 135 kW, im Topmodell Cooper SE sind es sogar 160 kW. Damit sprintet der Mini derart souverän und geschmeidig los, dass so mancher Sportwagenfahrer verblüfft aus der Wäsche gucken dürfte.
So geht es mit der Marke Mini weiter
Mini stellt sich komplett neu auf. Der dreitürige Cooper wird es sowohl elektrisch als auch mit Benzinmotor geben. Er kommt im Frühjahr 2024 auf den Markt. Die E-Version wird in China gebaut, der Verbrenner in England. Etwas später im Jahr folgt der fünftürige Mini. Ihn wird es nicht elektrisch geben. Hier bleibt es beim Mildhybrid-Benziner. Neben der neuen Generation des Countryman (teilt sich die Technik mit BMW X1/iX1) erweitert der Aceman die Produktpalette von Mini. Das nur etwas über vier Meter kurze Crossover wurde wie der Mini Hatch ebenfalls in China entwickelt und wird dort auch gebaut. Den Aceman gibt es nur elektrisch. 2025 schließlich soll das neue Mini Cabrio Frischluftfans begeistern.
Genaue Fahr- und Verbrauchswerte verrät Mini derzeit nicht, die Homologation steht noch aus. Zeigen wird BMW den neuen Mini Cooper im September auf der IAA Mobility in München. Die Produktion in China läuft im November an, im Frühjahr 2024 schließlich wird das Auto zu den Händlern kommen. Immerhin: die Batteriegrößen sind bekannt. Im Cooper E steckt ein Akku mit 42 kWh Kapazität. Er soll für 300 Kilometer Reichweite gut sein. Der Cooper SE soll rund 400 Kilometer schaffen. Er hat einen Stromspeicher mit 54 kWh.
Am spannendsten ist für zukünftige Mini-Käufer wohl die Frage, wie haben die Designer das Interieur gestylt? Schließlich hatte sowohl der Ur-Mini als auch alle Folgegenerationen das große Rundinstrument in der Mitte des Armaturenträgers. Leider geriet dies Bauteil immer überladender. Umso schöner, dass Mini die ganze Sache wieder deutlich reduziert hat. Purismus in Perfektion. Der neue Mini besitzt lediglich noch eine kreisförmige, dünne, randlose Displayscheibe. Spielernaturen stehen sieben unterschiedliche Darstellungsformen zur Verfügung, von „Go Cart“ über „Green“ bis hin zu „Timeless“.
Das Außendesign unterscheidet sich nicht nennenswert von Vorgängermodellen - das fällt bereits trotz "Tarnmantel" auf.
© Quelle: Bernhard Filser
Und gab es beim Vorgänger hinter dem Lenkrad noch ein kleines Zusatzdisplay, glänzt hier der Neue mit einem Stück aus Nichts. Wem dies zu wenig ist, kann ein Head-up-Display wählen. Allerdings: Die Anzeigen werden nicht in die Windschutzscheibe gespiegelt, sondern in eine kleine Plexiglasfläche davor. Das mag nicht gerade premium sein, wie Mini sich gerne sieht. Doch die Entwickler haben eine logische Erklärung für die kleine Lösung. Die Frontscheibe des Mini ist in diesem Bereich zu sehr gekrümmt.
Der Mini Countryman wird zum Bruder des BMW X1
Neben dem dreitürigen Cooper E und SE wird Mini auf der IAA in München auch den neuen Countryman zeigen. Beide Modelle haben nichts mehr gemeinsam. Der Countryman basiert auf der Architektur des BMW iX1, wird wie dieser in Leipzig gebaut und ist mit 4,43 Metern Länge alles andere als mini. Eine erste Mitfahrt in ebenfalls noch getarnten Vorserienmodellen offenbarte daher auch ein recht verblüffendes Raumgefühl: ziemlich großer Brocken. Entsprechend motorisiert ist das SUV. Die Elektrovariante E hat 140 kW und kommt mit seiner 64,7-kWh-Batterie zirka 450 Kilometer weit, der Countryman SE All4 (zwei Elektromotoren, Allradantrieb) hat 230 kW und soll 420 Kilometer schaffen. Weiterhin ist der Countryman aber auch konventionell als Benziner oder Diesel zu kaufen. Nur in einer Version gibt es ihn nicht mehr – als Plug-in-Hybrid.